Kapitel 2
Eine Geschichte
über die Jugend, die Liebe und erste Male.
© 2012/2013 Coyote/Kojote/Mike Stone
*****
Ganz neu in dieser Geschichte?
Fang ganz vorne an:
Junge Liebe - Kapitel 1 - Teil 01
*****
Teil 01
Teil 02
Teil 03
Teil 04
Teil 05
Teil 06
Teil 07
Teil 08
*****
XIII.
„Von wem
hast du dich verwamsen lassen?“, fragte Andre ungläubig.
„Nicht ‚verwamsen‘, Mann. Er hat mich überrascht und mir
in die Eier getreten, die feige Ratte“, berichtigte Rene unwirsch.
Aus dem Augenwinkel blickte er seinen großen Bruder an,
ob der vielleicht ein spöttisches Gesicht zog. Aber Andre schürzte nur die
Lippen und dachte scheinbar nach.
„Ist groß geworden, der Bübler“, murmelte er dann. „Da
sollten wir lieber Piere fragen, ob er Zeit hat.“
„Zeit? Wofür?“
„Um dabei zu helfen, die Scheiße aus dem Wichser
rauszuprügeln?“, meinte Andre gedehnt und starrte seinen jüngsten Bruder an als
wäre der bescheuert. „Oder wolltest du das auf dir sitzen lassen?“
„Äh…“, machte Rene. „Ich dachte, ich schnappe mir die
dämliche Schlampe und…“
„Das ist auch nicht übel“, bestätigte Andre und nickte
nachdenklich. „Wenn die so sehr an ihrem Macker hängt, nehmen wir uns die auch
vor.“
„Wir?“
„Sicher.“
Rene verzog kurz das Gesicht. Eigentlich wollte er das
Miststück am liebsten für sich, und wenn Andre und Piere sie
sich vorgenommen hatten, wäre mit ihr nicht mehr so richtig viel anzufangen.
Besonders der älteste Bruder war noch brutaler als früher schon, seitdem er
sich einer Gang angeschlossen hatte.
Auf der anderen Seite war der Gedanke sehr verlockend,
dem Scheißer von Peter Bübler eine richtige
Lektion zu erteilen. Und vielleicht würden seine Brüder ihm die Kleine zuerst überlassen,
während sie sich um den Moppel kümmerten.
Jedenfalls würden sie zu dritt mit ihm fertig werden.
Nicht wie die Idioten am vorigen Abend, die es nicht einmal geschafft hatten,
jeweils einen Arm oder ein kleines Mädchen so festzuhalten, dass es keine
Probleme gab.
„Mama darf nichts davon erfahren“, brummte Andre.
„Häh? Wieso?“
„Weil sie mit der alten Bübler befreundet ist und uns die
Hölle heißmacht, wenn sie Wind davon bekommt“, schnauzte der Ältere gereizt.
„Oder was glaubst du, wieso der nie Prügel von mir oder Piere kassiert hat?“
„Oh“, machte Rene. „Ach deswegen…“
„Ja genau, Depp“, grunzte Andre. „Also müssen wir die
Beiden irgendwo erwischen, wo es schön ruhig und abgelegen ist.“
„Und wie sollen wir rausfinden, wo die stecken?“
„Scheiße… gute Frage…“
Aber dann kam Rene ein Gedanke und er brüllte:
„Patrizia!“
„Was…?“, blaffte Andre.
„Ich hab ‘ne Idee“, beschwichtigte der Jüngere. „Vertrau
mir…“
Dann wandte er sich ihrer Schwester zu, die gerade im
Türrahmen austauchte.
XIV.
Als Nadia langsam aus dem Schlaf hinaufdämmerte, musste
sie sich den Weg beinahe erkämpfen. Fast so, als wäre sie nicht nur
eingeschlafen, sondern eher in eine Art Koma gefallen.
Zwei Dinge wurden ihr während der gefühlten Ewigkeit
bewusst, in der sie sich zurück in die Welt der Wachen arbeitete: Erstens war
Peter nicht an ihrer Seite und zweitens…
Ahh! Schmerz!
Unwillkürlich stöhnte sie und bemerkte dadurch, dass sich
ihr Hals wund und rau anfühlte. Und so trocken, als hätte sie seit zwei Tagen
nichts getrunken. Addierte man das schmerzhafte Ziehen in ihrer Bauchgegend
hinzu, passte das Gesamtbild irgendwie nicht zu ihren letzten,
selig-befriedigten Erinnerungen.
Mühsam zwang sie ihre Augen, sich zu öffnen und starrte
eine völlig unbekannte Zimmerdecke an.
Erst nach einem langen Augenblick ging ihr auf, dass sie
natürlich in Peters Zimmer war und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
Die Schmerzen in ihrem Bauch, ihrer Leiste, ihren
Oberschenkeln - eigentlich überall - stammten von einem Muskelkater, wie sie
lange keinen mehr erlebt hatte. Aber wenn man sich erst einmal bewusst machte,
woher dieser stammte, war es plötzlich ganz und gar nicht mehr so schlimm.
Der Durst brachte sie allerdings um und deswegen musste
die halb volle Flasche Wasser neben dem Bett auch umgehend dran glauben.
Ein wenig atemlos ließ sie sich danach wieder in die
Kissen sinken und genoss das dumpfe Ziehen ihrer Muskeln und den Geruch der
Bettwäsche nach… ihm. Ihrem Ersten. Dem Mann, der sie zur Frau gemacht hatte. Auch
wenn sie sich diesbezüglich nicht sonderlich anders fühlte, als zuvor.
Nein halt! Das war nicht richtig. Sie fühlte sich anders. Sie fühlte
sich nicht mehr einsam. Und das war eine erhebliche Veränderung.
Glücklich ließ sie ihren Hände über ihren Körper wandern,
bis sie in ihrem Schoß lagen. Vielleicht hatte sie kein Erstes Mal gebraucht,
um sich als Frau zu fühlen, aber es war wie die Besiegelung ihrer Beziehung mit
Peter und allein deswegen war es etwas Besonderes.
Apropos Peter…
Wo steckte er wohl? Und wieso war er nicht ähnlich
erschlagen wie sie, sondern schon auf den Beinen?
Seufzend kämpfte sich Nadia in eine sitzende Position und
sah sich suchend um, bis sie eines seiner T-Shirts über einer Stuhllehne
entdeckte. Sie angelte danach und hielt es sich dann an die Nase. Nicht frisch
gewaschen, aber auch nicht zu lange getragen. Genau richtig für ihren
Geschmack.
Grinsend sinnierte sie, dass Peter von nun an immer ein
paar Shirts für sie bereithalten müsste, die er ein paar Stunden angehabt
hatte, während sie sich das Kleidungsstück über den Kopf zog. Es war weit und
lang genug, um alles zu verdecken, was den Unmut seiner Oma erregen mochte.
Dann machte sie sich auf die Suche nach ihrem Lover.
Das Haus war still, aber als sie die Küche durchquert
hatte, fand sie die Haustür offen vor. In den Tagen seit ihrer Ankunft hatte
sie gelernt, dass demnach irgendjemand im Hof, im Garten oder irgendwo sonst
auf dem Grundstück herumgeistern musste.
Der Umstand, dass sich in dem kleinen Örtchen niemand
über eine sperrangelweit offenstehende Haustür Gedanken zu machen schien, hatte
sie anfangs irritiert. Aber mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt. Es
schien immer jemanden in der Nachbarschaft zu geben, der ein Auge auf die
Geschehnisse hatte. Meistens irgendeine der erstaunlich häufigen Rentnerinnen,
die eines der umliegenden Häuser oftmals völlig allein bewohnten.
Es war fast ein wenig anziehend, wie familiär die Dinge
in dem Dorf gehandhabt wurden. Wenn man von dem ständigen Gefühl absah, unter
dauernder Beobachtungen zu stehen und sich ja keinen Fehltritt erlauben zu
dürfen.
Kurz streckte Nadia ihren Kopf aus der Tür und sah nach,
ob jemand in Sichtweite wäre. Aber weder Peter, noch seine Oma waren zu sehen.
Vermutlich waren sie irgendwo dort draußen, aber bevor sie dem nachgehen
konnte, musste sie unbedingt auf die Toilette.
Statt das kleine Bad im Erdgeschoss zu benutzen, stieg
sie lieber die Treppe hinauf. Das obere Bad war gemütlich, geräumig und sauber.
Der kleine Verschlag mit Dusche, Klo und Wachbecken unten war vielleicht
Letzteres, aber sonst wirklich nichts. Und die Toilette hatte einen Spülkasten
in Kopfhöhe mit einer Kette zum Ziehen. Eine Technologie, der Nadia zutiefst
misstraute, denn sie musste unzweifelhaft mindestens so alt sein, wie das Haus.
Im Obergeschoss angekommen erblickte Nadia die Oma von
Peter. Sie schien damit beschäftigt, die Wanne im Bad zu schrubben und
schnaufte vor Anstrengung, während sie sich tief hinab beugte.
Lächelnd trat sie näher. Sie mochte die rüstige,
liebenswerte Dame nicht erst seit dem gestrigen Tag, an dem sie sich so
hervorragend miteinander verstanden hatten. In gewisser Weise erinnerte Frau
Bübler sie sehr an ihre eigene Großmutter. Den einzigen Menschen, dem die
Neunzehnjährige in ihrem Leben wirklich vertraut hatte. Und dem einzigen
Menschen, der ihr Vertrauen nie enttäuschte.
Fröhlich betrat sie den Raum, setzte zu einer Begrüßung
an und erstarrte, als sich eine eisige Klaue um ihr Herz schloss...
Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen erblickte sie
die rötlichen Schlieren im Inneren der Badewanne und identifizierte sie als
das, was sie waren: Rückstände von Blut.
Zischend sog sie die Luft ein, als die Frage nach dem
Aufenthaltsort von Peter plötzlich eine neue, drängende Wichtigkeit erlangte.
Und als Frau Bübler zusammenzuckte, sich erschrocken aufrichtete und ihr
zuwandte, setzte Nadias Herzschlag für einige Augenblicke völlig aus.
Das Schnaufen war ganz offensichtlich eher ein Schniefen
gewesen, denn über die Wangen der alten Dame liefen Tränenströme. Ihre Augen
sahen aus, als weinte sie schon eine ganze Weile.
Blut in der Wanne und Peters Abwesenheit wollten noch
kein verständliches Bild in ihrem Kopf ergeben, aber sie fühlte, dass es einen
Zusammenhang gab.
„Peter?“, wollte sie fragen, doch es hörte sich eher an
wie ein unartikuliertes Wimmern.
Trotzdem schien ihr Gegenüber zu verstehen und trat einen
Schritt auf sie zu. Mit einer sachten Geste legte sie die Hand an Nadias Wange
und blickte ihr in die Augen. Trotz ihrer Tränen hatte sie sich offenbar sehr
gut unter Kontrolle.
„Peter geht es gut.“
Keuchend rang Nadia nach Atem, als ihr bewusst wurde,
dass sie die Luft angehalten hatte. Ihr Herzschlag setzte wieder ein und
beinahe hätte sie vor Erleichterung angefangen zu weinen.
Dann, als der erste Schreck sich legte, verarbeitete ihr
Gehirn die Hinweise erneut. Unwillkürlich verengten sich ihre Augen, als sie
der eigentlich einzigen, anderen Möglichkeit auf die Spur kam, woher das Blut
stammen mochte.
Eine Badewanne voller warmem Wasser trat vor ihr
geistiges Auge und darin sah sie einen Körper liegen, aus dessen Handgelenken
Blut ins Wasser sickerte. Wie in einem Film. Oder wie in den Gedankenspielen
über Selbstmord, die Tanja und sie manchmal gespielt hatten, wenn sie beide in
besonders melancholischer Stimmung waren.
Oh Tanja… Warum…?
Doch sofort wusste sie die Antwort und jeder Ansatz von
Mitgefühl erstarb.
Das… Miststück!
All diese Regungen entgingen der alten Dame nicht, die
ihr forschend ins Gesicht blickte. Es war beinahe als könne sie Nadias Gedanken
lesen und ihrem Weg zur Lösung des Rätsels folgen. Schließlich nickte sie.
„Tanja ist im Krankenhaus“, erklärte sie leise. „Sie wird
es überleben.“
Beinahe hätte Nadia darauf impulsiv geantwortet. Sie
konnte sich gerade noch so zurückhalten. Dennoch entging es der Aufmerksamkeit
von Frau Bübler nicht.
„Urteile nicht vorschnell, Kind“, sagte die daraufhin ernst.
„Ich glaube nicht, dass sie es tat, um jemanden zu treffen.“
Überrascht blickte Nadia sie an, aber sie konnte ihren
Zorn nicht unterdrücken.
„Ich kenne Tanja, Frau Bübler. Und ich glaube, ich kenne
sie besser als sie es tun.“ Es kam ihr härter über die Lippen, als sie es
beabsichtigt hatte, aber ihr Gegenüber schien es ihr nicht übel zu nehmen.
„Das mag sein, Liebes“, lautete die sanfte Erwiderung.
„Aber ich kenne den Unterschied zwischen einem halbherzigen Versuch, sich die
Pulsadern aufzuschneiden und einem ernsthaften Selbstmordversuch.“
Es war die Art, wie der Blick der alten Dame bei ihren
Worten abirrte und in die Vergangenheit zu wandern schien, der Nadia
aufrüttelte. Irgendetwas an ihren Worten und der Art, wie sie es sagte, war so
greifbar, dass der Blondine ein kalter Schauer über den Rücken lief. So
greifbar, dass sich der leise Zweifel auflöste, den sie verspüren wollte.
„Sie meinen…?“
„Wäre ich auch nur eine halbe Stunde später gekommen,
wäre es zu spät gewesen“, bestätigte Frau Bübler. „Sie hat sich beide Adern
geöffnet und war kaum noch bei Bewusstsein, als ich sie fand. Und wäre nicht
ein Krankenwagen auf dem Rückweg von einem Einsatz in der Nähe gewesen…“
Sie brachte den Satz nicht zu Ende, aber Nadia verstand
auch so. Tanja hatte also ernsthaft versucht, sich umzubringen.
„Peter?“, fragte sie leise, nachdem sie in Gedanken den
nächsten Schritt gemacht hatte.
„Er ist draußen und hackt Holz. Das tut er öfter, wenn er
wütend ist. Und wenn er sich… Vorwürfe macht.“
„Vorwürfe?“, fragte Nadia, obwohl sie die Antwort bereits
ahnte.
„Er gibt sich die Schuld. Und gleichzeitig ist er wütend
auf Tanja, weil sie es getan hat. Zwischen den beiden waren die Dinge…“
Die alte Frau stockte und suchte Nadias Blick.
Ohne ein weiteres Wort verständigten sie sich auf eine
Art und Weise, wie es sie nur unter Eingeweihten geben konnte. Frau Bübler
wusste etwas über die Dinge, die zwischen Tanja und Peter vorgefallen waren.
Nicht alles vermutlich, aber genug. Und Nadia wusste zumindest genug, um sich
ein Bild machen zu können. Vielleicht würden sie später einmal darüber
sprechen, aber für den Moment waren weitere Worte unnötig.
„Ich muss zu ihm, Frau Bübler“, erklärte sie.
„Hinter der großen, ehemaligen Scheune, Kind.“
Ohne zu zögern, lief Nadia daraufhin los. Die Treppe
hinab, in den Hof und von dort auf den hinteren Teil des Grundstücks zu. Sie
hatte keine Schuhe an und um das große, zweite Gebäude herum, das halb
ausgebaut zum Wohnhaus wie ein Rohbau leer stand, wucherten Brennnesseln und der
Boden war voller kleiner, spitzer Steine. Aber es spielte keine Rolle.
Peter durfte diese Sache nicht in sich hinein fressen. Er
übernahm ohnehin schon für alle möglichen Dinge die Verantwortung. Er durfte
sich nicht in dies hineinsteigern. Sicherlich war es schrecklich, dass Tanja…
Ihr Gedankengang kam ins Stocken und verblüfft
realisierte sie, dass es sich nicht schrecklich anfühlte. Nicht einmal wirklich
erschütternd.
Tanja war so etwas wie ihre Freundin gewesen. Nicht
eine Freundin,
sondern die Frau, mit der sie neben vielen ihrer Gedanken auch das Bett geteilt
hatte. Die sie näher an sich herangelassen hatte, als beinahe jeden anderen
Menschen in ihrem Leben.
Aber sie hatte auch immer einen Sicherheitsabstand
gewahrt. Sie hatte gewusst, was für ein hinterhältiger und berechnender Mensch
Tanja war. Sie hatte deren Ähnlichkeit zu ihr selbst sofort erkannt.
Und nun stellte sie fest, wie wenig es für sie eine Rolle
spielte, ob es Tanja gut ging. Es war ihr sogar egal, ob die Rothaarige
überleben würde. Nur eines war von Bedeutung: Welche Auswirkungen es auf Peter
hatte.
Und das fühlte sich nicht einmal erschreckend an, sondern
einfach nur richtig.
Bereits auf halbem Weg konnte sie die Schläge der Axt und
das Fallen der Holzscheite hören. Die Laute wiesen ihr den Weg. Das Unkraut
hielt sie nicht auf, aber die kleinen Steine unter ihren nackten Füßen
verlangsamten sie soweit, dass sie in beinahe gemäßigtem Schritt um die Ecke
bog. Und wieder blieb sie wie vom Donner gerührt stehen.
Es war Nachmittag und es war wieder sommerlich heiß, wie
ihr mit einem Mal auffiel, als sie die Szenerie vor sich betrachtete. Peter
stand mit bloßem Oberkörper da und hatte die Axt hoch erhoben. Überall um ihn
herum lagen Scheite als stumme Zeugen seiner Frustration. Aber das war es
nicht, was sie zum Stehen gebracht hatte.
Es war Peter selbst, dessen Haut vor Schweiß im
Sonnenlicht glänzte und dessen Muskeln sich überdeutlich abzeichneten, als der
die Arme hinabsausen ließ und ein weiteres Holzstück zerteilte.
Für einen unendlich langen Moment war ihr Kopf wie leer
gefegt, als sie ihren Freund beobachtete. Er bückte sich geschmeidig und
stellte einen der Scheite wieder auf den Hackklotz, um ihn noch einmal zu halbieren.
Und einfach alles an ihm war… männlich.
Wie losgelöst realisierte Nadia, dass sie ihre Lippen
befeuchtete und sich dann auf die Unterlippe biss. Sie konnte einfach nicht
anders. Das war ihr
Freund und hätte man ihm Arnold zur Seite gestellt, wie er in Conan ausgesehen
hatte, hätte sie den nicht einmal bemerkt.
Ganz langsam trat sie näher und bemerkte, dass Peter
einen Walkman trug. Er sah sie nicht kommen und konnte sie nicht hören. Also
legte sie ihm die Hand an die Schulter, als er gerade wieder ausholen wollte.
Und noch während er leicht zusammenzuckte, trat sie schon näher und genoss das
Gefühl, wie ihre Finger durch die Feuchtigkeit auf seiner Haut glitten. Sie
musste sich einfach hinter ihn stellen und die Arme um ihn legen.
Er roch nach ehrlichem Schweiß und Holz und ganz viel
Peter - ein Geruch, von dem sie langsam glaubte, dass sie ihn unter hundert
anderen erkennen würde. Am liebsten hätte sie sich das Shirt vom Leib gerissen,
um ihn überall direkt auf ihrer Haut zu spüren.
Ihre Hände auf seinem Bauch und seiner Brust nahmen
seinen leicht beschleunigten Puls und die angestrengten Atemzüge wahr. Und sie
spürte die Spannung in seinem Körper und seinen Muskeln.
Für einen langen Moment schien er darum zu kämpfen, die
Anspannung aufrechtzuerhalten. Doch dann sackte er ein klein wenig zusammen und
atmete langsam aus, während er sich die Ohrstöpsel des Walkman am Kabel aus den
Ohren zog.
„Ich bin völlig verschwitzt“, protestierte er schwach.
Anstelle einer Antwort küsste sie seinen Rücken und leckte
sich dann unwillkürlich die salzige Feuchtigkeit von den Lippen. Der Geschmack
ließ sie erschauern.
Hätte jemand ihr nur Wochen zuvor erzählt, dass sie
einmal den Wunsch verspüren würde, sich an einem völlig verschwitzten
Holzfäller zu reiben, hätte sie vermutlich zwischen Ekel und Belustigung
geschwankt. Mit einer deutlichen Tendenz zu Ersterem. Doch an Peter war nichts
widerlich. An ihm war einfach alles anziehend.
„Dreh dich um“, raunte sie schließlich. Und er folgte der
Anweisung.
„Setz dich“, wies sie ihn dann an.
Wieder zögerte er nicht, sondern ließ sich auf dem
massiven Hackblock nieder. Dann blickte er zu ihr auf und sie konnte an seinem
Gesicht sehen, dass er überrascht war, sie barfuß, mit nackten Beinen und in
einem seiner Shirts vor sich zu sehen.
Lächelnd erwiderte sie seinen Blick, der voller
unterschiedlicher Regungen, Gefühle und Gedanken zu sein schien. Dann griff sie
den Saum ihres einzigen Kleidungsstückes und zog es über den Kopf. Und dabei
wäre es ihr auch egal gewesen, wenn sie weniger gut vor Blicken abgeschirmt
gewesen wären, als an dieser Stelle des Grundstücks.
Zufrieden beobachtete sie, wie Peters Augen groß wurden
und er es beim besten Willen nicht schaffte, sich ihrem Anblick zu entziehen.
Zumindest für einen kurzen Moment traten auch für ihn alle anderen Gedanken in
den Hintergrund.
Als sich Nadia dann auf seinen Schoß gleiten ließ, legte
er ihr die Arme um den Rücken und wehrte sich nicht dagegen, dass sie sich so
eng wie möglich an ihn schmiegte. Zufrieden ließ sie ihre Hände an seinem
Rücken hinaufgleiten, bis sie seinen nassen Schopf erreichten. Dann presste sie
ihn an sich.
Eine Weile lang genossen sie beide auf diese Weise die
Nähe des anderen, bevor Nadia ansetzte. So gerne sie es auch einfach vergessen
hätte, es würde ihn nicht einfach so loslassen. Und daran konnte auch ihr
Körper nichts ändern.
„Es ist nicht deine Schuld“, wisperte sie in sein Ohr.
Unglücklich spürte sie, wie er sich wieder versteifte.
„Früher oder später musste das passieren, denke ich“,
fuhr sie fort, bevor er etwas erwidern konnte. „Tanja ist eine ziemlich kaputte
Person, weißt du…“
Sie fühlte, wie er ein wenig zitterte vor Anspannung,
aber er stieß sie nicht fort, sondern schien seine Umarmung eher noch zu
verstärken.
„Manchmal hat sie behauptet, vergewaltigt worden zu sein.
Zuletzt ja angeblich von dir. Aber ich glaube, dass da wirklich etwas passiert
ist…
Sie ist noch verkorkster als ich. Und ich glaube, dass
sie irgendwie dir dafür die Verantwortung gegeben hat, weil sie sich vor ihrer
eigenen Schuld drücken wollte. Weil sie so ist. Immer auf der Suche nach einem
anderen Schuldigen.“
„Ich habe sie zurückgewiesen“, antwortete er leise. „Als
wir damals angefangen haben, miteinander zu experimentieren, war Tanja Feuer
und Flamme. Aber eines Tages hat Oma mich beiseite genommen und mir aus
heiterem Himmel erklärt, was dabei herauskäme, wenn es Blutsverwandte zu weit
treiben.
Sie hat mir gehörig Angst damit gemacht. Aber noch viel
schlimmer war, dass sie es wusste. Also habe ich dieses… Spiel zwischen Tanja
und mir beendet.“
„Und danach hat sie angefangen, dich fertigzumachen“,
vermutete Nadia. Sie spürte sein Nicken.
„Und es wurde immer schlimmer. Aber ich… ich dachte
immer…“
„Du dachtest immer, dass sie ein Recht dazu hätte. Weil
du es beendet hast?“
Wieder nickte er.
Sie löste sich weit genug von ihm, um sein Gesicht zu
sehen und in seine Augen blicken zu können.
„Aber das ist nicht wahr“, stellte sie fest. „Tanja hatte
niemals Besitzrechte dir gegenüber, auch wenn sie das vielleicht anders sehen
mag. Du gehörst nur dir.“
„Nur
mir?“, fragte er sanft.
Nadia war erstaunt, wie schnell ihr Pulsschlag von normal
auf rasend sprang, als sie in seinen Augen sah, wie er die Betonung meinte. Ein
piepsiges Geräusch entschlüpfte ihrer Kehle.
„Ich hatte gehofft…“, setzte er noch nach, wurde aber
unterbrochen, als sie ihn stürmisch küsste.
Für einen langen Moment verlor alles andere an Bedeutung,
als sie einfach nicht genug davon bekommen konnte, seine Zunge mit ihrer zu
jagen, bis ihr die Luft knapp wurde.
„Also gut“, keuchte sie dann atemlos. „Tatsächlich
gehörst du mir und ich werde dich nicht wieder hergeben. Aber das ist etwas
anderes!“
„Ist es“, bestätigte er bekräftigend nickend. „Weil ich
dir gehören will.“
„Hör auf damit, oder ich vernasche dich gleich hier an
Ort und Stelle.“
„Ich würde ja um Gnade flehen, aber eigentlich will ich
das gar nicht…“
Sie grinste und er erwiderte es. Aber dann wurde er
wieder ernst.
„Ich kann trotzdem nicht aus meiner Haut, Nadia“,
erklärte er. „Tanja ist mir nicht gleichgültig, auch wenn ich vielleicht nicht
empfinde, was sie gerne hätte.“
„Trotzdem solltest du dir keine Vorwürfe machen.“
„Eigentlich mache ich eher ihr Vorwürfe“, gab er überraschend zurück. „Es ist nicht
fair, dass sie auf diese Weise versucht, einen Keil zwischen uns zu treiben.“
Kurz war Nadia versucht, ihm zu erzählen, was seine Oma
über den Selbstmordversuch dachte, aber sie tat es nicht. Nicht jetzt. Nicht,
während er sich vom Griff seiner Cousine befreite.
„Ich werde ein ernstes Wörtchen mit ihr reden müssen,
wenn sie wieder halbwegs auf dem Damm ist.“
Er sagte es so entschieden und entschlossen, dass sie
eine Gänsehaut bekam. Vielleicht musste sie sich eingestehen, dass sie Tanja
irgendwie einen gewissen Dank schuldete, weil die den Stahl, der sich unter
seiner weichen Schale verbarg, im Feuer ihres Hasses mitgeschmiedet hatte.
Woher auch immer ihr diese Metapher auch zugeflogen sein mochte.
„Und bis dahin…?“, fragte sie vorsichtig.
„Bis dahin werde ich bestimmt nicht an Tanja denken“,
sagte er hart. „Das könnte der so passen.“
Schnell nahm sie ihn wieder fest in den Arm, damit er ihr
Lächeln nicht sah und sich fragte, was es zu bedeuten hatte. Sicherlich war es
nicht sonderlich nett, aber Nadia war sehr zufrieden damit, welche Wendung
diese Sache nahm.
Natürlich würde Peter trotzdem immer wieder über seine
Cousine nachdenken. Er war jemand, der vor seinem eigenen Verantwortungsgefühl
nicht davonlief. Aber ein wenig Zorn würde ihm dabei helfen, ein für alle Mal
aus dem Schatten des tyrannischen Rotschopfes zu treten. Und das war ihr mehr
als recht.
„Ist dir eigentlich klar, wie unglaublich sexy du bist,
wenn du Holz hackst?“, fragte sie nach einer kurzen Weile der Stille. Und sie
sagte es nicht nur, um das Thema Tanja hinter sich zu lassen, sondern weil es
ganz einfach die Wahrheit war.
„Sexy ist es, wenn ein steiler Zahn wie du nur in einem
T-Shirt über den Hof gelaufen kommt, um sich das dann vor meinen Augen in aller
Öffentlichkeit auszuziehen“, gab er zurück.
„Steiler was?“, fragte sie verblüfft. „Wo hast du das
denn her?“
„Ähh… Locke und Tom Bücher?“
„Gott! Wir müssen wirklich dringend an deiner Lektüre
arbeiten.“
„Wieso?“, brummelte er leise. „Ist ja schließlich nicht
Hanni und Nanni oder sowas…“
„Lies lieber Pornoheftchen“, rutschte es ihr heraus, als
sie über seine Worte lächelte.
„Wie jetzt?“
„Na ‚geile Schlampe‘ und ‚geiles, kleines Drecksstück‘
gefallen mir besser als ‚steiler Zahn‘.“
„Was hältst du davon, wenn ich duschen gehe, bevor wir
das vertiefen?“, fragte er nicht ohne ein ganz leichtes Vibrieren in seiner
Stimme.
„Wie wäre es, wenn wir das beim Duschen vertiefen?“, schlug sie stattdessen vor.
„Oma bringt uns beide um“, widersprach er. Und noch bevor
sie etwas darauf erwidern konnte, fuhr er fort: „Aber mein Onkel hat seine
Junggesellenbude hinten im Haus und die hat auch ein Bad. Und da er schon seit
fast zwei Jahren praktisch bei seiner Freundin wohnt…“
„Hätte er bestimmt nicht dagegen, sein Bad zwei
Bedürftigen auszuleihen“, vervollständigte sie den Satz für ihn und stand
bereits auf. „Komm, Großer.“
Mit Peter an der Hand machte sie sich auf den Weg und
grinste über seinen offenen Mund, als sie das Shirt links liegen ließ. Allein
die Art, wie sein Blick an ihrem Körper festklebte, war das kleine Risiko wert,
von einer aufmerksamen Nachbarin im Evakostüm gesehen zu werden.
Auf dem Weg ging ihr durch den Kopf, dass sie durch Peter
vermutlich noch ganz andere Grenzen überschreiten würde. Schamhaft war sie nie
wirklich gewesen, aber eigentlich hatte sie ihre Reize immer eher gezielt
eingesetzt. Und ganz nackt in aller Öffentlichkeit hätte sie sich ohne Zweifel
verletzbar gefühlt. Aber mit ihm an ihrer Seite fühlte sich Nadia völlig
sicher.
Und frei… Nackt für Peter zu sein vermittelte ihr ein
Gefühl der Freiheit, dass sie beinahe verstehen ließ, was den Reiz an FKK für
Nudisten ausmachte.
Statt sich also über den hinteren Teil des Hofes zu
schleichen, ging sie langsam und hielt den Kopf erhoben. Beinahe wünschte sie
sich, dass jemand sie von der Straße aus dabei bemerken würde. Allerdings galt
ihre Aufmerksamkeit mehr dem gelegentlich stolpernden Mann, der ohne ihre
Führung wahrscheinlich einfach stehen geblieben wäre und ihr hinterher gestarrt
hätte.
Der hintere Teil des Hauses war eine Art Anbau, den man
vermutlich nachträglich an das ursprüngliche Gebäude gesetzt hatte. Es gab nur
ein Stockwerk mit fünf Räumen und einer geschlossenen Verbindungstür zum
Haupthaus von der kleinen, aber komplett eingerichteten Küche aus.
Die Wohnung war vollständig eingerichtet und hatte einen
Stil, der Nadia vage vertraut vorkam. Es war wirklich eine Junggesellenbude.
Und es war das Domizil eines Aufreißers.
Alles war ordentlich und sauber. Vermutlich sah Frau
Bübler gelegentlich nach dem Rechten. Aber der Einrichtung fehlte eindeutig
jede Form von weiblicher Hand. Die Dekoration war typisch männlich, einschließlich
der großformatigen Bilder von nackten Frauen und diverser Dekorationswaffen an
den Wänden.
Das Bad war von einem Schlafzimmer aus erreichbar, dass
ohne Probleme auch in einen Pornofilm gepasst hätte. Ein überdimensioniertes
Bett mit schwarz-roter Satin-Bettwäsche war das dominierende Möbelstück darin.
Unwillkürlich fragte Nadia sich, welche Meinung Frau Bübler wohl zu dieser
eindeutigen Frauenfalle von Peters Onkel - also ihrem Sohn - haben mochte.
Aber trotz der Belustigung, die dieser Gedanke und die
klischeeüberladene Wohnung in ihr hervorriefen, stellte sie sich vor, wie schön
es wäre, einen solchen Ort für sich und Peter zur Verfügung zu haben. Besser
als sein kleines, enges Zimmer mit dem schmalen Bett wäre es allemal.
Und das Badezimmer war ein Traum. Nicht so urig und
behaglich wie das große Bad im Haupthaus, aber sehr geräumig und mit einer
schicken Badewanne und einer großen Dusche ausgestattet.
Dann fiel ihr Blick auf etwas am Waschbecken und sofort
manifestierte sich eine Idee in ihrem Kopf.
„Ausziehen“, ordnete sie an und wandte sich Peter zu.
Er zögerte nicht mehr, wie er es noch am gestrigen Tag
immer wieder getan hatte. Ein Gefühl der Wärme durchströmte sie, als ihr wieder
einmal bewusst wurde, wie nahe sie sich schon nach so kurzer Zeit standen. Und
dann wurde aus der Wärme eine örtlich konzentrierte Hitze, als er die Hose
öffnete und herausstieg. Er hatte keine Unterhose an!
„Wenn ich gewusst hätte, wie wenig zwischen uns stand,
hätte ich das ausgenutzt“, sagte sie zu seinem halb erigierten… Freudenspender.
Ja. Das Wort war sehr passend.
„Ich hatte es ziemlich eilig, als Oma mich heute Morgen
gerufen hat“, entschuldigte er sich.
„Wenn es eine ähnliche Wirkung auf dich hat zu wissen,
dass ich nicht drunter trage, dann…“ Nur mit viel Willensstärke schaffte sie
es, sich vom Anblick seines immer steifer werdenden Schwanzes loszureißen.
„Dann trage ich nie wieder Unterwäsche.“
„Welche… ähm… welche Wirkung hat es denn auf dich?“,
fragte er nach kurzem Zögern.
„Es macht mich total wuschig.“
„Ja. Das trifft‘s…“, meinte er.
Nadia grinste darüber, wie forsch er sie anblickte.
„Ab unter die Dusche“, kommandierte sie, bevor sie es
nicht mehr aushalten würde und damit ihren Plan in Gefahr brachte.
Folgsam drehte er das Wasser auf, probierte so lange
herum, bis er mit der Temperatur zufrieden war, und trat dann unter den
Wasserstrahl. Und wieder erwischte sie sich dabei, wie sie sich über die Lippen
leckte, während sie ihn beobachtete.
„Mach die Augen zu.“
„Äh… Wieso?“, fragte er verblüfft.
„Vertraust du mir?“
„Unbedingt, aber…“
„Dann mach die Augen zu und öffne sie nicht, bevor ich es
dir erlaube.“ Sicherheitshalber schenkte sie ihm einen betont unschuldigen und
reizvollen Augenaufschlag. „Okay?“
Er zögerte kurz, seufzte dann aber und schloss die Augen.
Kurz zweifelte sie daran, ob sie ihre Idee tatsächlich weiterverfolgen sollte.
Er vertraute ihr wirklich und der Gedanke daran, seine Enttäuschung zu sehen,
wenn sie dieses Vertrauen missbrauchte, war ihr unerträglich.
Aber andererseits war sie sich eigentlich sicher, dass er
zustimmen würde, wenn sie ihn fragte. Nur wäre dann der Überraschungseffekt
verloren.
„Seif dich ein. Ich brauche einen Augenblick.“
Er brummelte leise vor sich hin, tastete dann aber nach
dem Duschgel und schäumte sich sorgfältig ein. Währenddessen wandte sie sich
den Utensilien zu, die sie entdeckt hatte, und bereitete alles vor.
Als sie sich vor ihm auf den Knien niederließ, hatte sie
seine Erektion direkt vor dem Gesicht und konnte nicht widerstehen, ihm einen
Kuss darauf zu geben. Er erschauerte und verharrte bewegungslos.
„Egal was du spürst: Du darfst nicht die Augen öffnen.
Versprochen?“, bat sie sanft.
„Ich vertraue dir“, erwiderte er ein wenig zweifelnd.
Als sie den vorbereiteten Schaum großzügig auf seinem
Schamhaar verteilte, blieb er starr und seinem Gesichtsausdruck nach zu
urteilen wusste er nicht so recht, was sie mit ihm machte. Sie versuchte, es zu
ignorieren und konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihr lag.
Schon als ihr Blick auf den Rasierer gefallen war, hatte
sie erkannt, dass es sich um eines der klassischen Geräte handelte, bei denen
eine richtige Rasierklinge eingesetzt wurde. Sie hatte sich einmal mit so einem
Gerät selbst rasiert und sich dabei mehrfach geschnitten. Aber wenn man sich
daran gewöhnt hatte, war es viel besser, als die üblichen, moderneren Modelle.
Und man konnte damit sehr viel besser einem derartigen
Gebüsch zu Leibe rücken, wie es sich zwischen Peters Beinen befand. Bei einem
normalen Nassrasierer wäre das sehr viel schwieriger geworden.
Als Nadia die Klinge ansetzte und den ersten Streifen
Haut freilegte, zischte Peter überrascht und wäre beinahe weggezuckt. Sie hielt
inne, aber er beruhigte sich sofort wieder, stützte sich gegen die Wand ab und
ließ die Augen geschlossen. Womit hatte sie sich wohl so viel Vertrauen
verdient, fragte sie sich flüchtig.
Der größte Teil der Rasur verlief danach problemlos und
Nadia gab sich größte Mühe ganz vorsichtig zu Werk zu gehen. Sein Schambereich
war schnell frei von Haaren und fühlte sich wunderbar glatt an. Und auch an
seinem Schaft entfernte sie die vereinzelten Härchen ohne Probleme.
Unter seinen Hoden und an seinem Damm konnt sie ebenfalls
ohne Schwierigkeiten arbeiten, als er auf ihren Anweisungen hin seine Haltung
veränderte. Doch eine Hürde blieb am Ende übrig und bereitete ihr einige
Sorgen. Es war sein Hodensack, der sich bei näherer Betrachtung so gar nicht
für eine Rasur eignen wollte.
Überraschenderweise machte ihr ausgerechnet ihr Opfer
einen hilfreichen Vorschlag. Er hatte sich mittlerweile leicht zusammenreimen
können, was sie mit ihm anstellte. Oder er hatte gelinst.
„Wenn du sie ganz vorsichtig anfasst, kannst du daran
ziehen“, sagte er ganz ruhig, als sie zögerte fortzufahren.
„Tut dir das nicht weh?“
„Nicht wenn du es ganz vorsichtig und langsam machst.
Ungefähr so“, erklärte er und fasste mit einer Hand seine Hoden. Dann zog er
daran so fest, wie sie es niemals gewagt hätte. Schließlich hieß es doch immer,
dass die kleinen Dinger so fürchterlich empfindlich wären.
„Achte dabei auf das, was sich anfühlt als wären es.. äh…
wie kleine Bänder. Das ist ziemlich empfindlich“, fügte er noch hinzu.
Vorsichtig folgte Nadia seinem Beispiel und
experimentierte ein wenig herum. Er verzog zwar ein oder zwei Mal kurz das
Gesicht, entzog sich ich aber nicht. Und so konnte sie schließlich die Haare
von der gespannten Haut entfernen und am Ende vorsichtig über die beiden
kleinen Kugeln rasieren. Es war vielleicht nicht absolut perfekt, aber
insgesamt war sie hochzufrieden.
„Spül dich ab und schau, was ich gemacht habe“, forderte
sie ihn auf.
Er öffnete die Augen und blickte an sich hinab. Mit
hochgezogenen Augenbrauen musterte er seine neue ‚Glatze‘ und grinste dann.
„Er sieht größer aus.“
„Männer!“, stöhnte sie. „Ist das alles, was dir
einfällt?“
„Er ist noch dran.“
„Natürlich ist er das. Ich beraube mich doch nicht meines
Freudenspenders.“
Mt diesen Worten wollte sie sich vorbeugen und
ausprobieren, wie es sich ohne Haare anfühlen würde. Aber Peter wich ihr aus.
„Was…?“
„Nach all der Spielerei daran bin ich ziemlich nah dran“,
erklärte er. „Komm lieber erstmal unter die Dusche und lass dich von mir
einseifen.“
Einen Augenblick lang war Nadia versucht, über seinen
Einwand hinwegzugehen, aber er beugte sich vor und zog sie zu sich. Und von ihm
in den Armen gehalten zu werden war eindeutig besser, als auf dem kalten,
harten Boden zu knien.
Als sie seine Hände dann auf ihrem Körper spürte,
bemerkte sie schnell, wie erregt sie selbst bereits war. Und zwar trotz der Konzentration,
mit der sie sich der Rasur gewidmet hatte.
Er verteilte das Duschgel großzügig auf ihrer Haut und
ließ sich alle Zeit der Welt damit, jeden Quadratzentimeter ihrer Haut und ihre
Haare einzuseifen. Als er sich dann endlich ihren Brüsten widmete, ließ sie
ihren Rücken gegen die kalten Fliesen sinken und genoss das Kontrastprogramm.
Sie versuchte gar nicht erst, das tiefe Seufzen zu unterdrücken, das ihrer
Kehle entrann.
Peters Hände waren so groß, dass er ihre Brüste damit
fast bedecken konnte. Und es fühlte sich unwahrscheinlich gut an, wenn er das
tat. Sie spürte die Kraft seines Griffes, obwohl er sie sehr sanft berührte.
Und dann fühlte sie, wie er an ihre Rippen unter der Brust griff, ihren
Oberkörper fest packte und mit den Daumen über ihre Nippel fuhr, die schon
längst sehnsüchtig die Berührung erwarteten.
Das laute Stöhnen, das daraufhin ertönte, kam aus ihrem
Mund, wie sie halb überrascht feststellte.
Es war ein wundervolles Gefühl, sich einfach nur seinen
Händen hinzugeben und die Kontrolle völlig fahren zu lassen. Ein noch immer
fremdes, Angst einflößendes und wundervolles Gefühl.
Als Peter langsam eine seiner Hände zu ihrem Hals
hinaufwandern ließ, während die andere sich ihren Weg zwischen ihre Schenkel
suchte, fühlte sich Nadia wie ein Stück Fleisch. Ein heißes, zitterndes,
stöhnendes und williges Stück Fleisch.
Sie biss sich fest auf die Unterlippe, um nicht laut zu
schreien, als seine Finger über ihre Perle rieben und ihre Schamlippen teilten.
Aber unglücklicherweise hielten sie sich dort nicht lange genug auf, um ihr
Werk zu vollbringen, sondern wanderten weiter zwischen ihre Beine. Bis er
schließlich auch den letzten Winkel ihres Körpers eingeseift hatte, während er
mit der anderen Hand ihren Nacken festhielt und ihr so zeigte, dass er nun das
Sagen hatte.
„Nimm mich, Baby“, hörte sie sich selbst wimmern, als
wollte sie gegen den Kontrollverlust aufbegehren, indem sie selbst wieder das
Zepter in die Hand nahm. Aber das war nicht so. Es war ganz anders: „Zeig mir,
wem ich gehöre…“
Ohne die Augen zu öffnen oder überhaupt irgendetwas zu
tun, ließ sie sich an ihrer Taille anheben und an der Wand hinaufschieben, bis
sie die Beine um seine Hüfte schlingen konnte. Dann ließ er seine Hände
hinabgleiten, bis sie ihre Pobacken fest im Griff hatten, und fühlte, wie sich
seine dicke Eichel ihren Weg in ihr Inneres bahnte.
„Jaaa…“, hauchte sie glücklich und genoss das Gefühl, wie
er sie Schritt für Schritt immer mehr ausfüllte ebenso, wie den exquisiten
Schmerz, den die leichte Wundheit nach der gestrigen Nacht verursachte.
Peter schnaufte angestrengt und Nadia wusste, dass er
sich nur mit Mühe beherrschen konnte, doch er drang unvermindert langsam in sie
ein, bis sich die blanke Haut seines Schambereiches auf ihren presste. Bis er
sie wieder ganz genau so ausfüllte, als wäre er für sie gegossen worden.
Dann griff er ein wenig nach, weil seine Hände
abzurutschen drohten und plötzlich spürte sie eine seiner Fingerspitzen an
ihren Hintereingang. Überrascht riss sie die Augen auf, doch Peter bemerkte es
gar nicht. Seine Stirn war vor Konzentration gefurcht und seine Augen waren
geschlossen. Wenn das Gefühl für ihn ähnlich intensiv war, wie für sie, dann
konnte sie ihm das gut nachempfinden.
Wieder griff er nach und seine Fingerkuppe drang,
geschmiert vom Schaum des Duschgels, dem Wasser, ihrer Feuchtigkeit oder einer
Mischung aus alledem, ein kleines Stück weit ein.
Es tat nicht weh. Im Gegenteil. Aber es war auch anders
als die Experimente in dieser Hinsicht, die sie selbst oder mit Tanjas Hilfe
unternommen hatte. Es war… eben Peter. Und er durfte sich das und alles andere
erlauben, was ihm einfiel. Selbst wenn er es gar nicht bemerkte.
„Ja, Baby“, hauchte sie lockend. „Steck mir den Finger in
den Arsch…“
Natürlich riss er daraufhin die Augen auf und starrte sie
verblüfft an, aber der Schreck ließ ihn auch ein weiteres Mal zupacken und noch
ein wenig weiter vordringen. Nadia verdrehte die Augen und schloss sie dann
lieber wieder, während sie ohne irgendwelche Hemmungen stöhnte.
„Genau so, Baby!“, feuerte sie ihn noch weiter an, ohne
sich ihrer Worte richtig bewusst zu werden. „Fick mich! Lass dich gehen…“
Sie hörte sein erregtes Grunzen und fühlte dann, wie sich
sein Schwanz zurückzog und sein Finger gleichzeitig vortastete, bis er
vielleicht schon mit dem ersten Glied in ihrem Hintern steckte. Und dann verlor
das, zusammen mit allem anderen auf der Welt, an Bedeutung, als er schwungvoll
wieder vorstieß.
Nadia wusste, dass der wimmernde Schrei, der daraufhin
ertönte, von ihr stammte. Und sie spürte auch, wie Peters Schwanz nun in
schnellem Takt in ihr ein- und ausfuhr. Oder wie sich ihre Rosette um seinen
Finger krampfte. Oder wie ihre Fingernägel sich in seine Oberarme gruben. Und
natürlich fühlte sie die Wellen funkelnder Elektrizität, die von ihrem Zentrum
aus in ihre Glieder schossen, als Stoß um Stoß von seinem Sperma in ihren
Körper gepumpt wurde.
Aber sie hatte keine Ahnung, was davon in welcher
Reihenfolge passierte oder wie lange es jeweils dauerte. Und das war auch
völlig gleichgültig.
Überraschend war lediglich, wie sehr sie nach Atem ringen
musste, als die Zeit wieder ihren normalen Verlauf nahm. Ihr war gar nicht
aufgefallen, dass sie überhaupt aus der Puste geraten war. Oder dass sie sich
so sehr verausgabt hatte, dass all ihre Muskeln zu zittern schienen.
Dankbar stellte sie fest, dass Peter sie unvermindert
festhielt, auch wenn sein Kopf neben ihrem an der Wand lehnte und er selbst
keuchend nach Atem rang. Noch immer fühlte sie, wie er in ihr pulsierte. Jeden
einzelnen Herzschlag nahm sie ebenso deutlich wahr, wie die kleinen Bewegungen
seines Fingers in ihrem Hintern, wenn seine Hand sich rührte.
Doch dann bemerkte sie, wie sehr auch seine Muskeln
zitterten, und bedeutete ihm, sie abzusetzen, indem sie ihren Beine von seiner
Hüfte löste. Auch wenn sie es sofort bedauerte, als sich Finger und langsam
schlaffer werdender Schwanz gleichzeitig aus ihr zurückzogen.
„Ich liebe dich, Baby“, murmelte sie glücklich, während
sie die Arme um ihn schloss und sie beide wieder unter den warmen Wasserstrahl
brachte.
Nachbemerkung:
Ausnahmslos alle
Betaleser haben mich darauf hingewiesen, dass die Namen in Kapitel dreizehn
diverse Schreibfehler enthalten. Und ich kann darauf nur antworten: Ihr kennt
die Eltern der Brüder nicht, sonst würdet ihr euch nicht wundern…
*****
Zurück zu Junge Liebe - Kapitel 1 - Teil 06
Weiter zu Teil 02