Kojotenhöhle

Was dich hier erwartet, ist nicht der Versuch, irgendetwas zu umschreiben. Ich nenne die Dinge durchaus beim Namen, auch wenn ich versuche, das niveauvoll zu tun. Und ich versuche außerdem, Geschichten zu erzählen, in denen der Sex ein Teil des Ganzen ist und nicht der einzige Teil. Man findet hier wohl auch Grenzwertiges für manche Geschmäcker. Ob man es als BDSM-artig oder als abartig empfindet, liegt dabei ganz im Auge des Betrachters.

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Mittwoch, 18. April 2012

Lay All Your Love On Me


Ein Experiment. Aus einer Laune und einem Lied heraus entstanden.
Es hat Spaß gemacht und man munkelt, das Lesen macht mehr Spaß, wenn man die passende Musik dazu hört (guess which).
Aber als Bestleistung würde ich es nicht gerade bezeichnen...

*****

Lay All Your Love On Me
Eine Geschichte zum Lied von ABBA


1. Strophe

“Du bist eifersüchtig, Alter”, brach es aus Roman heraus und man konnte ihm ansehen, dass er sich zurückhalten musste, um nicht lauthals loszulachen.
Für einen Augenblick sah Dorian aus, als hätte ihn ein toter Tintenfisch mitten ins Gesicht getroffen. Sein auf die Tanzfläche fixierter Blick wurde starr. Zunächst holte er tief Luft und wollte automatisch widersprechen. Aber dann huschte wieder das tanzende Paar durch sein Sichtfeld und er atmete langsam aus.
Betroffen blickte er auf den Tresen und musste dann sogar ein klein wenig lächeln. Wenn auch etwas reumütig.

„Scheiße…“, murmelte er halb an seinen besten Freund gewandt und halb an sich selbst. „Seitdem ich sie habe, ist jeder Mann auf dieser Welt eine Bedrohung für mich. Egal wie schmierig oder gelackt er aussieht…“
Roman brauchte keinen extra Hinweis darauf, dass sein Kumpel sich auf den Möchtegern-Gigolo bezog, der auf der Tanzfläche eine Show daraus machte, eine bildhübsche Blondine durch jede der Menschheit bekannte Tanzfigur zu wirbeln. Es war ziemlich offensichtlich.
„Und ich dachte immer, deine einzige Schwäche wären die Zigaretten“, stichelte er Dorian noch ein wenig.

Ein wenig ungehalten fuhr der dunkelhaarige Mittzwanziger zu ihm herum und brauste auf: „Ich bin vielleicht jetzt etwas besitzergreifender als früher. Na und?“ So schnell sein Zorn aufgekommen war, so schnell verpuffte er auch wieder und Dorian wurde ernst. „Das ist alles neu für mich, Mann. Die Regeln von früher…“ Er stockte und suchte nach Worten. „Sie gelten einfach nicht mehr. Alles was ich früher für richtig gehalten habe… hat sich verändert. Durch sie…“
Sein ausgestreckter Arm deutete vage in Richtung der Tanzfläche. Roman grinste ihn schelmisch an. Und Dorian fühlte sich irgendwie verpflichtet, sich noch deutlicher zu erklären, obwohl es ihm wirklich peinlich war, so tief in die Emotionskiste zu greifen.

„Weißt du, was ich am liebsten machen würde?“, fuhr er ein ganz klein wenig eingeschnappt fort, weil er sich von seinem allerbesten Freund nicht ganz ernstgenommen fühlte. „Ich würde am liebsten da rüber gehen, sie mir schnappen und zu ihr sagen, dass sie ihre Zeit nicht mit solchen Typen verschwenden soll. Dass sie mir all ihre Aufmerksamkeit und Liebe geben soll.“
Dann runzelte er die Stirn über seinen eigenen Ausbruch. „Wie krankhaft ist das, Mann? Ich bin besessen. Erzähl ihr das bitte niemals!“
„Das muss ich gar nicht“, presste Roman mühsam hervor, während ihm schon Tränen in die Augen traten. Dann biss er sich auf einen Finger, in dem offensichtlich erfolglosen Versuch, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Sein Seitenblick an Dorian vorbei ließ diesem etwas schwanen.

Als er sich umdrehte, erblickte er anstelle eines wütenden oder entrüsteten Gesichts als allererstes ein leuchtendes Augenpaar über einem strahlenden Lächeln. Die Tränen in diesen Augen waren eindeutig eher Tränen der Rührung, als der Belustigung. Und dann flog sie auch schon in seine Arme.
„Don’t go wasting your emotion, Baby“, hauchte sie in sein Ohr und es machte überhaupt nichts, dass ihre Stimme ein wenig zu ergriffen war, um die Melodie richtig zu halten. „Lay all your love on me!“

Wegen des darauffolgenden, unglaublich leidenschaftlichen und intensiven Kusses bekamen sie beide kaum etwas davon mit, dass Roman sich noch immer kichernd von seinem Barhocker erhob und an die Seite des recht betreten dreinblickenden Gigolo trat, der die Szene nicht gerade glücklich verfolgte.
„Mach dir nix draus, Alter. Du hattest sowieso nie ‘ne Chance bei ihr.“ Der hochgewachsene Osteuropäer klopfte dem vielleicht tatsächlich aus Italien stammenden Mann in schneidiger Diskoklamotte auf die Schulter. „Als sie sich das erste Mal gesehen haben, hab ich schon die Hochzeitsglocken läuten hören…“


2. Strophe

„Ich würde ihn sofort heiraten, wenn er mich fragen würde.“
„Heiraten?“, japste Vanessa erschrocken und starrte ihre Freundin und Mitbewohnerin entgeistert an. „Bist du bescheuert?“
„Nein“, erwiderte Eliza abwesend lächelnd. „Verliebt.“
„Aber…“

„Es war wie eine Entenjagd, Nessy“, fuhr die gerade zwanzig gewordene Blondine fort und spielte gedankenverloren mit einer, vom Duschen noch feuchten Haarsträhne, während sie in die Ferne starrte und verträumt lächelte. „Aber auf eine schlafende Ente. Ein paar Worte, ein verschmitztes Grinsen und… Oh Baby… Ich hing am Haken…“
„Aber…“
„Ich weiß schon, was du sagen willst.“ Das leicht irritierte Stirnrunzeln ihrer Freundin ignorierte die schwärmende, junge Frau einfach. „Ich weiß ja selbst nicht, wie er es gemacht hat. Eine erwachsene Frau sollte sich nicht einfach so Hals über Kopf in einen dahergelaufenen Weltenbummler verlieben, der eigentlich nur auf der Durchreise ist.“
„Im Urlaub!“, schaffte Vanessa es gerade eben so einzuwerfen.
„Jaja… Ich fürchte mich auch ein wenig…“
„Na wenigstens ist da noch irgendwo ein Funke Vernunft in deinem Köpfch…“
„Nein ich fürchte mich sogar ziemlich!“, korrigierte Eliza sich und Vanessa fing an sich zu fragen, ob es überhaupt eine Rolle spielte, dass sie anwesend war. Der kurze Augenblick der Erleichterung, als ein paar scheinbar vernünftige Worte den Mund ihrer Freundin verließen, endete an dieser Stelle auch sofort wieder, als sie fortfuhr: „Ich habe Angst ihn zu verlieren, sobald ich ihn nicht mehr sehe. Ich fühle mich… Unzufrieden… Nein… Unvollständig! Ich…“

Vanessa war ohnehin zu erschüttert, etwas einzuwerfen, als Eliza kurz stockte und nach Worten suchte. Und als ihr Blick verzweifelt durch den Raum irrte, blieb ihr beinahe das Herz stehen.
„Ich würde Gott auf Knien anflehen, ihn für immer an mich zu binden, wenn ich wüsste, dass er das auch will.“ Die Blondine sprang auf und das Feuer einer Idee brannte in ihren Augen. „Ach scheiß auf meinen Stolz und die Regeln! Ich werde ihn fragen …“
„Don’t go wasting your emotion“, ertönte es in nicht gerade bester Qualität, aber dafür umso lauter. „Lay all your love on me!“

Vanessa konnte nicht anders als die Augen zu verdrehen, als sie mit ansehen musste, wie auch der allerletzte Rest jedwedes Funken an Verstand und Vernunft aus dem Gesicht ihrer Freundin wich und sie begeistert kreischte, während sie herumfuhr.
Der Mann in der Tür trug nur eine Shorts und sah sicherlich so übel nicht aus mit seinen dunklen Haaren und der Sportlerfigur, aber es wäre dennoch schön gewesen, über seine Anwesenheit in der kleinen Ferienwohnung Bescheid gewusst zu haben. Auch wenn er offensichtlich wirklich ausschließlich Augen für Eliza hatte und nicht einmal bemerkt zu haben schien, wie deren Freundin hastig ihren Bademantel in Ordnung brachte oder - was das anging - bei seinem Anblick zur Salzsäule erstarrt war.
Aber sein prägnantestes Merkmal war ohne jeden Zweifel der ebenfalls absolute Mangel an Vernunft oder Verstand, sobald er die Blondine erblickt hatte.

Als sie zusehen musste, wie er vor Eliza auf die Knie ging, ihre Hand ergriff und sie fragend anstarrte, woraufhin diese ebenfalls in die Knie ging und gleichzeitig lachend und weinend flüsterte: „Ja. Ja! Tausendmal: Ja!“, konnte Vanessa nicht mehr anders. Stöhnend ließ sie ihren Kopf auf die Tischplatte fallen.


3. Strophe

„Bitte seht nicht mich an!“, wehrte Vanessa erschrocken ab. „Sie hat mich nicht einmal wahrgenommen, als ich versucht habe, mit ihr zu reden. Sie ist völlig auf ihn fixiert…“
Als die beiden Augenpaare, die sich bis dahin fragend, aber auch aufgebracht auf die Brünette konzentriert hatten, daraufhin den anderen Anwesenden ins Visier nahmen, hob der hochgewachsene Bulgare ebenfalls abwehrend die Hände.
„Ich mag Dorian seit unserer Kindheit kennen, aber so habe ich ihn noch nie erlebt. Jeder Versuch auch nur für eine Sekunde von etwas zu reden, dass sich nicht um seine Eliza dreht - positiv dreht - ist zum Scheitern verurteilt.“

„Na wenigstes erfahren wir nun endlich einmal, wie der junge Mann heißt, der heute unsere Tochter heiraten will“, erwiderte die elegante Dame, zu der eines der beiden Augenpaare gehörte, ein wenig schnippisch.
„Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, brummte der Mann, der unschwer als Elizas Vater zu erkennen war.
„Sie hatte bislang noch keine Beziehungen die lange genug gedauert hätten, dass uns der junge Mann auch nur vorgestellt worden wäre“, ergänzte die Mutter der Braut verstört.

Vanessa schaffte es gerade noch zu verhindern, dass sie allzu offensichtlich ihre Augen verdrehte, musste aber immerhin zugestehen: „Sehr viele Freunde hatte sie nicht. Und es hat niemals sonderlich lange gehalten.“
„Letzteres gilt auch für Dorian“, gab Roman unwillkürlich zu und biss sich zu spät auf die Zunge, als ihn gleich drei böse Blicke trafen. „Man hätte das sicherlich glücklicher formulieren können“, meinte er schnell im Versuch zu beschwichtigen. „Aber ich dachte auch, es wäre offensichtlich. Wir sind jung und ungebunden und müssen uns dafür doch eigentlich nicht schämen, oder?“

Noch nicht einmal Vanessa war nach diesem nicht eben beruhigenden Einblick in das Leben der jungen Männer zuversichtlicher als zuvor. Auch wenn sie natürlich wusste, dass sie und ihre Freundin es ganz ähnlich gehalten hatte.
„Was diese ganze Sache nur noch unverständlicher macht“, setzte sie den Gedankengang halblaut fort und stellte nach einer Schrecksekunde fest, dass höchstens Roman verstanden haben mochte, womit sich ihre Gedanken kurz beschäftigt hatten.

„Weil jetzt alles neu… Alles anders ist“, ertönte Elizas Stimme von der Zugangstür aus.
Diesmal zuckten alle Anwesenden erschrocken zusammen, denn niemand hatte ihr Kommen bemerkt. Unbeirrt sprach sie weiter: „Weil sich alles nur noch um ihn dreht. Nur er ist noch wichtig. Er ist alles, was ich will. Ich muss nicht monate- oder jahrelang warten, um das zu begreifen.“
„Aber Kind“, wandte ihre Mutter ein. „Du kennst ihn doch gar nicht richtig. Woher willst du wissen…?“

„Das kann sie nicht“, ertönte Dorians Stimme von der Eingangstür des Gebäudes - und damit von der anderen Seite des Raumes - aus. Wieder zuckten vier Personen zusammen, da sie sich alle der Blondine zugewandt hatten.
„Ebenso wenig, wie ich es wissen konnte. Weil alles bisherigen Wahrheiten nicht mehr gelten. Alles Bisherige ist einfach… vorbei. Also…?“
Er blickte allen vier Skeptikern der Reihe nach in die Augen. „Was soll ich tun?“

„Frag nicht sie“, kam die Antwort von Eliza, noch bevor jemand reagieren konnte. „Frag mich.“
Er wandte sich ihr zu. „Dann sag du es mir.“
Vanessa stöhnte auf, als es wieder passierte und die gesamte Welt völlig bedeutungslos für die beiden wurde. Sie versanken im Blick des Anderen und betraten eine andere Welt. Roman lächelte erwartungsvoll und Elizas Eltern blickten verwirrt, als Vanessa seufzte: „Nicht schoon wieder…“
Aber es war hoffnungslos.

„Don't go wasting your emotion. Lay all your love on me. Don't go sharing your devotion. Lay all your love on me.”
Hätte es eine Rolle gespielt, hätte man Eliza zugestehen müssen, dass sie sehr viel besser singen konnte, als ihr Zukünftiger. Zumindest aus Vanessas Sicht.

„Ist das nicht von ABBA“, wunderte sich die Mutter der Braut.
„Was soll das denn jetzt?“, fragte ihr Vater fast gleichzeitig.
Aber anstelle der beiden Entrückten antwortete Roman.
„Die Antwort ist es“, sagte er bestimmt. Und mehr an Vanessa gewandt: „Wundert mich, dass dir das noch nicht aufgefallen ist, aber das ist es und mehr braucht es nicht.“
Dann wandte er sich von der sprachlosen Brünetten ab und den beiden verdutzten Eltern zu: „Herr und Frau…?“
„Schneider …?“
„Herr und Frau Schneider es ist so einfach, dass es sogar in ein Lied passte. Und seitdem die Beiden sich vorgestern Abend zum ersten Mal begegnet sind, scheint der einfach Text dieses Liedes das Drehbuch ihres Lebens geworden zu sein.
Im Grunde geht es nur um eines: Um Liebe.“

Er machte eine Geste in Richtung der Beiden, die mittlerweile zueinander getreten waren und deren Versunkenheit in den Augen des anderen nur von einzelnen, gefühlvollen Küssen unterbrochen wurde.
„Selbst ein Blinder würde vom Strahlen geblendet, das von ihnen ausgeht. Kann man das übersehen? Kann man sich dem in den Weg stellen? Kann man noch etwas anderes sein als einfach glücklich darüber, dass es sowas überhaupt noch gibt?“
Nach einer kurzen Pause, in der seine Gesprächspartner der Aufforderung nachkamen und genauer hinsahen, fügte Roman noch mit fast feierlichem Ernst in der Stimme hinzu: „Und wenn sich am Ende herausstellt, dass es nicht gereicht haben sollte, dann hatten sie trotzdem immer noch etwas, dass die meisten anderen Menschen nie erlebt haben werden.“

Vielleicht waren es die Worte des ruhigen Bulgaren. Vielleicht war es aber auch der Anblick des verliebten Paares. Am wahrscheinlichsten erschien es Vanessa im Nachhinein, dass sie es einfach nicht hatte glauben wollen, weil es nicht mehr… zeitgemäß war.
Aber schlussendlich musste sie ihm Recht geben. Als Trauzeugen standen sie hinter dem Paar, dass natürlich anstelle eines traditionellen Liedes einen anderen Song für ihre Trauung gewählt hatte. Und es war wie eine Kurzzusammenfassung aller Geschehnisse der letzten Tage.
Es gab nur einen einzigen Wermutstropfen: Wie in aller Welt konnte man darauf hoffen, so ein Glück selbst einmal zu erleben?

Auch Roman schien diese Frage zu bewegen, als er sich unmittelbar nach dem Ja-Wort zu ihr beugte und flüsterte: „Ich schäme mich richtig dafür, auch ein wenig neidisch zu sein, wo ich doch die einzigartige Ehre habe, überhaupt dabei sein zu dürfen.“
Und nun, nachdem die Sorge über ihre Freundin nicht mehr im Vordergrund stand, musterte Vanessa zum ersten Mal genauer diesen ungewöhnlichen Mann, dessen Freund ihr gerade die beste Freundin weggeschnappt hatte. Noch bevor sie sich selbst zur Ordnung rufen konnte - oder auch nur wollte - hatte sie sich schon ihrerseits hinübergebeugt und geantwortet: „Neid könnte sich als unnötig erweisen.“
„Wieso?“
„Es sind nicht sonderlich viele unverheiratete Frauen anwesend, die den Brautstrauß fangen können“, erklärte sie mit einem listigen Funkeln in den Augen. „Nur ich und… Upps. Niemand sonst.

Und jetzt zähl mal die unverheirateten Männer hier…“
 

2 Kommentare:

  1. mmh ich kann mich an das lied nicht erinnern aber die geschichte find ich schon sehr intressant
    aber auch ein wenig verwirrend durch die sprünge inder handlung
    das ende find ich wirklich gut ^^

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    1. Es ist wirklich eine totale Liedinterpretation. Entstanden beim Hören und ansehen eines bestimmten Videos zu dem Song.
      Ich betrachte es selbst als eher schwächer, wenn ich es mit anderen meiner Texte vergleiche. Aber es hat Spaß gemacht... ;-)

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